Kenia hat mit ethnischen Spannungen, Korruption, sozialer Ungleichheit, Arbeitslosigkeit, Dürren, starken Regenfällen und Terrorismus zugleich zu kämpfen.

Kenia liegt in Ostafrika am Indischen Ozean zwischen Äthiopien, Somalia, dem Südsudan, Tansania und Uganda. Kenias Hauptstadt ist Nairobi. Entlang der kenianischen Küste ist es tropisch, im Landesinneren eher trocken. Kenia ist ein beliebtes Touristenziel und eine der grossen Safari-Destinationen. Unzählige Touristen reisen jedes Jahr wegen seiner atemberaubenden Landschaften und wildlebenden Tiere nach Kenia. In Kenia leben mehr als 53 Millionen Menschen. Die Bevölkerung setzt sich aus einer reichen Vielfalt an ethnischen Gruppen zusammen, insgesamt gibt es 42. «Die verschiedenen ethnischen Gruppen nennt man in Kenia Clans», erklärt Samwel. Der bevölkerungsstärkste ethnische Clan ist der der Kikuyu mit 17.1 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung. Samwel gehört zur Volksgruppe der Luo. Sie bilden nach den Kikuyu einen der grössten ethnischen Clans in Kenia. Viele Volksgruppen haben ihre eigene Sprache, so gibt es in Kenia zusätzlich eine Vielzahl indigener Sprachen. Die Luo sprechen die gleichnamige Sprache Luo. Samwel ist im Westen Kenias beim Victoriasee geboren und zusammen mit seinen neun Geschwistern aufgewachsen. Die Mehrheit der Luo leben um den Victoriasee. Der riesige See, ist der zweitgrösste Süsswassersee der Welt und der grösste in Afrika. Neben Kenia grenzt er an Tansania und Uganda. Die Kenianer sind sehr gläubige Menschen. Die grosse Mehrheit ist christlich, elf Prozent sind muslimisch. Die offiziellen Sprachen Kenias sind Englisch und Swahili. «Die Kenianer sind sehr fröhliche Menschen. Sie lachen gerne», sagt Samwel.

Samwel mit seinen Freunden am Victoriasee
Samwel zum ersten Mal in Nairobi

Das Gebiet, auf dem das heutige Kenia liegt, gehört zu den ältesten Siedlungsgebieten unserer Erde. In seiner Geschichte wurde es von verschiedensten Völkern besiedelt und besetzt. Zu Beginn von nomadischen Jägern und Sammlern. Um 500 nach Christus liessen sich erstmals Bantu-sprechende Stämme sesshaft in dem Gebiet nieder. Etwa 300 Jahre später wurden die Küsten des heutigen Kenias von arabischen und persischen Seefahrern besiedelt. Sie gründeten die Städte Mombasa und Malindi, welche sich zu wichtigen Stützpunkten für den Handel von Elfenbein, Gold und auch Sklaven entwickelten. Durch die Präsenz der Araber und Perser verbreitete sich in Kenia der Islam und mit der Vermischung der Kulturen entstand die Swahili-Kultur mit eigener Sprache. 1498 strandete der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama in der Küstenstadt Mombasa. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte übernahmen die Portugiesen die Kontrolle über das Gebiet. Ihre Vorherrschaft mussten sie jedoch 1752 an den südarabischen Sultan von Oman-Sansibar abgeben. In den darauffolgenden Jahren kämpften mehrere islamische Führer um die Vorherrschaft der heutigen Küstenregion Kenias. Ab Beginn des 19. Jahrhunderts nahm der Einfluss der Briten zu und 1920 wurde Kenia zur britischen Kolonie. Die Aufstände gegen die britische Unterdrückung häuften sich in den 1950er Jahren. Am 12. Dezember 1963 wurden die Kenianer dann schliesslich im Rahmen des britischen Commonwealth in die Unabhängigkeit entlassen. Der Einfluss der Briten ist in Kenia aber noch heute zu spüren. Vielerorts wird Englisch gesprochen, die Autos fahren links, zahlreiche Bauten erinnern an die früheren Kolonialherren, das Rechtssystem ist an das britische angelehnt, die Richter tragen Perücken und die Kinder gehen in Uniformen zur Schule. «Auch wenn Kenia offiziell unabhängig ist – Grossbritannien hat noch viel zu bestimmen in Kenia.», sagt Samwel, «Gleich wie Frankreich in Westafrika.»

Kenia war in den letzten Jahren mit schweren, anhaltenden Dürren konfrontiert. Der menschenverursachte Klimawandel hat in Kenia zu einer steigenden Meeresoberflächentemperaturen geführt und die Wahrscheinlichkeit der Dürren verdoppelt. Im letzten Jahr lag der Niederschlag mehr als 20 Prozent unter dem Durchschnitt. Im Westen Kenias war die lange Regenzeit die trockenste seit jeher. Die daraus resultierenden aufeinanderfolgenden Ernteausfälle und das massive Sterben der Nutztiere wirken sich stark auf Kenias Ernährungssituation und Wasserressourcen aus. «Wir sehen wie die Tiere sterben und die Menschen sterben genauso. Wenn es nicht regnet, haben die Kenianer nichts zu essen, sie sind abhängig vom Wasser», sagt Samwel. Im Februar 2017 musste die kenianische Regierung aufgrund der Trockenheit sogar den Ernährungsnotstand ausrufen. Fast die Hälfte aller Verwaltungsdistrikte waren von Mangelernährung und Hunger betroffen und insgesamt 3 Millionen Menschen hatten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die staatlichen Getreidereserven, die für fünf Monate reichen sollten, reichten nur wenige Woche. Es kursierte das Gerücht, dass einflussreiche politische Kreise sie vorher zu eigenen Gunsten verkauft hätten. Im letzten Jahr waren mehr als 1.1 Millionen Menschen ohne regulären Zugang zu Nahrungsmitteln. Mehr als 500’000 Kinder unter fünf Jahren benötigen Behandlung wegen Unterernährung. Die Grundnahrungsmittelpreise für Milch, Weizen und Maismehl sind gestiegen. Die landwirtschaftliche Produktion hat sich nach Schätzungen halbiert. «Die Umweltveränderungen verursachen eine grosse Armut in Kenia, die alle trifft. Ganze Gebiete Kenias sind zu Wüstenlandschaften geworden. Gewisse Pflanzen, die es früher gab, sind verschwunden. Der Victoriasee ist mit Algen bedeckt, sodass es keine Fische mehr gibt», so Samwel. Aktuelle Prognosen deuten darauf hin, dass sich die Ernährungsunsicherheit weiter verschlechtern wird. Speziell die nomadischen Hirtenvölker, die seit Jahrhunderten durch Kenia ziehen, geraten immer stärkeren unter Druck. Sie sind stark von der Natur und den Jahreszeiten abhängig. So hat der Klimawandel ihr Leben völlig verändert. Ihre Herden sind ihr ganzer Reichtum. Verenden diese, verlieren sie ihre Lebensgrundlage. Die Dürren treiben die kenianischen Nomadenvölker bis nach Uganda. Auf der Suche nach Weideland und Wasser besteht ein zunehmendes Risiko mit Landwirten und Landbesitzern in gewaltsame Konflikte zu geraten. Halten die Dürrebedingungen an, könnten die Konflikte zwischen den Gemeinschaften eskalieren und die nomadischen Hirtenvölker müssen vielleicht bald schon ihren seit Jahrhunderten bewährten Lebensstil ändern.

Aber Kenia kämpft nicht nur mit einem, sondern sogar gerade mit zwei klimatischen Extremen: Neben den Dürren erschüttern starke Regenfälle und Überschwemmungen das Land, zerstören die Infrastruktur und vertreiben Zehntausende. «Die Regenfälle kann man nicht vorhersehen. Wenn sie kommen, sind sie massiv. Zum Teil spülen sie ganze Brücken weg», erklärt Samwel. Die klimabedingten schwindenden Ressourcen, wie Wasser und Land, führen zu Stress, Verzweiflung und Sorgen in Kenias Bevölkerung und heftigen Spannungen zwischen den Gemeinschaften. Sie verstärken bestehende soziale Ungleichheiten und Geschlechtsnormen. Einzig für ein kleines lästiges Lebewesen haben die aufeinanderfolgenden extremen Wetterphänomene optimale Bedingungen geschaffen. Es ist die Wüstenheuschrecke. Ursprünglich stammt sie aus der Grenzregion zwischen Indien und Pakistan. Vom Jemen gelangte sie über das Rote Meer nach Ostafrika. In Schwärmen von mehreren Millionen Tieren zieht sie durch die Felder, frisst riesige Flächen kahl und zerstört an einem Tag Nahrungsmittel für 35’000 Menschen. Die kleinen Tierchen vermehren sich unglaublich schnell. Im Norden Kenias hat dies aktuell die grösste Heuschreckenplage seit 70 Jahren ausgelöst. Die Heuschreckenplage sowie starke Regenfälle sind neben den Dürren ein zusätzlicher Schlag für die Ernährungssicherheit Kenias.

Trotz der grossen Armut ist Kenia eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Subsahara-Afrika mit stabilen Wachstumsraten und der Wirtschafts-, Finanz- und Verkehrsknotenpunkt Ostafrikas. Der wirtschaftliche Erfolg ist unter anderem auf die Massnahmen der «Vision 2030» aus dem Jahr 2008 zurückzuführen. In dem Entwicklungsprogramm wurde das Ziel definiert, Kenia bis ins Jahr 2030 zu einer modernen Wirtschaftsnation mittleren Einkommens zu transformieren. Ein wichtiger Wachstumstreiber dafür ist der Tourismussektor. Er macht 14 Prozent von Kenias Wirtschaftsleistung aus. Vom wirtschaftlichen Wachstum profitieren jedoch vor allem die städtischen Eliten und die Mittelschicht in der südlichen Landeshälfte. Dies, obwohl Kenia sich in der Maputo-Erklärung der Afrikanischen Union 2003 zur Bekämpfung des Hungers verpflichtet hatte, zehn Prozent seines Budgets in die ländliche Entwicklung zu investieren. Der weit auseinanderklaffende Lebensstandard der sozialen Klassen ist in Kenias Hauptstadt Nairobi besonders gut zu beobachten. Während die kleine Oberschicht in einem der modernen Einkaufszentren herumschlendert, leben Unzählige in Slums ausserhalb der Grossstadt und suchen auf den riesigen Müllkippen nach Wiederverwertbarem. 34 Prozent von Kenias Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Die Mehrheit der Kenianer hat weder eine staatliche Altersvorsorge noch eine Gesundheitsversicherung. Gleichzeitig sind 40 Prozent der Kenianer in arbeitsfähigem Alter arbeitslos. Besonders betroffen von der Arbeitslosigkeit sind junge Menschen. Das anhaltende schnelle Bevölkerungswachstum belastet den kenianischen Arbeitsmarkt, die sozialen Dienste, das Ackerland sowie die natürlichen Ressourcen. Durch das Engagement der Regierung mit internationaler Unterstützung wurde der Einsatz von Verhütungsmitteln vorangetrieben, sodass in 20 Jahren die Geburtenrate von circa acht Kindern pro Frau in den späten 1970er Jahren auf weniger als fünf Kinder gesenkt wurde. Heute liegt die Geburtenrate bei etwas mehr als drei Kindern pro Frau. Trotzdem sind aktuell 60 Prozent der kenianischen Bevölkerung unter 24 Jahre alt und nur sieben über 55 Jahre alt. «Viele Kenianer studieren. Zum Teil verkaufen die Eltern ihr ganzes Hab und Gut, um ihre Kinder zur Schule schicken zu können. Doch nach dem Abschluss finden die jungen Studenten keine Arbeit. Einige gehen in die Pension, ohne gearbeitet zu haben», erzählt Samwel fassungslos.

Seit seiner Unabhängigkeit wurde Kenia nur von vier verschiedenen Präsidenten regiert, zwei aus derselben Familie. Jomo Kenyatta, die Ikone des kenianischen Befreiungskampfes, führte die Republik als erster Präsident. Kenyatta liess eine Landreform durchführen, die eine Umverteilung des Landbesitzes und die Teilenteignung weisser Grundbesitzer beinhaltete. Das Land wurde jedoch sehr ungerecht in der Bevölkerung verteilt. So ist die Familie Kenyatta heute die wohlhabendste Familie Kenias mit dem grössten Landbesitz. Ein Teil des Landes hat sie kürzlich völlig überteuert dem Staat für eine Bahnlinie verkauft. Die Landfrage stellt bis heute ein umstrittenes Thema in Kenia dar. Jomo Kenyatta war 15 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1978, Staatsoberhaupt. Danach übernahm der ehemalig Vizepräsident Daniel arap Moi die Macht. Moi regierte das Land mit eiserner Hand. Er ernannte die Kenya African National Union, kurz KANU, zur einzigen politischen Partei. Anfang der 1990er Jahre musste er sich jedoch aufgrund internem und externem Druck von der Ein-Parteien-Herrschaft lösen und die politische Liberalisierung und Reformen herbeiführen. Moi trat Ende 2002 zurück. Im darauffolgenden Wahlkampf konkurrierte Mwai Kibaki, ein Kandidat der multiethnischen vereinten Oppositionsgruppe NARC, gegen Uhuru Kenyatta, den KANU-Kandidaten und Sohn des Gründungspräsidenten Jomo Kenyatta. Kibaki besiegte den Kenyatta-Nachfolger. Seine Wahl war für viele Kenianer mit Hoffnung auf mehr Demokratie und weniger Korruption verbunden. Denn die Funktionsfähigkeit der kenianischen Verwaltung wurde immer wieder von Korruption gehemmt. Die Hoffnung platze jedoch, als bald Bestechungsskandale bekannt wurden, in die Kibaki involviert war. Im vergangenen Jahr lag Kenias Korruptionsindex auf Platz 137 von 180 Ländern, was zeigt: Die Korruption in Kenia konnte bis heute nicht bekämpft werden. Im August 2010 verabschiedeten die Kenianer in einem nationalen Referendum eine neue Verfassung. Die neue Verfassung führte zusätzliche Kontrolle und Abwägungen der Exekutivgewalt und Stärkung des Parlaments ein und übertrug im Zuge einer Dezentralisierung Macht und Ressourcen auf 47 neu geschaffene Verwaltungsdistrikte, in Kenia „Countries“ genannt. Im Jahr 2013 kandidierte Uhuru Kenyatta erneut, gewann die Wahl und trat schliesslich doch in die Fussstapfen seines Vaters.

Im Jahr 2017 erfolgten zwei höchst umstrittene Präsidentschaftswahlen, infolge derer die rivalisierenden politischen Machtblöcke um Präsident Kenyatta und Oppositionsführer Odinga um die Rechtmässigkeit der Ergebnisse stritten. Dies führte zu politischen Spannungen, zunehmender Polarisierung und gewalttätigen Demonstrationen in den Grossstädten. «So etwas wie im Jahr 2017 haben wir in Kenia noch nie gesehen. Die Kenianer gingen mit Messern aufeinander los», meint Samwel. Die Ausschreitungen hatten eine starke ethnische Komponente. Die Volksgruppe der Kikuyu besetzt in Kenia den Grossteil der politischen und gesellschaftlichen Schlüsselstellen. Seit Kenias Unabhängigkeit von Grossbritannien haben sie die meisten Präsidenten gestellt. Vetternwirtschaft, basierend auf ethnischer Loyalität, ist in der kenianischen Politik weit verbreitet. So fühlen sich andere Volksgruppen, wie die der Luo, in der Gesellschaft marginalisiert. Während Präsident Kenyatta ein Kikuyu ist, kommt Oppositionsführer Odinga aus der Volksgruppe der Luo. Die ethnischen Spaltungen waren 2017 aufgrund der beiden umstrittenen Wahlgänge tiefer denn je. Die Ursprünge der ethnischen Rivalitäten und Ungleichgewichte in Kenia gehen auf die britische Kolonialherrschaft zurück. Die Briten siedelten sich zunächst in Zentralkenia, dem traditionellen Gebiet der Kikuyus, an. Die Kikuyus mussten darum zwar die meisten Grausamkeiten der Kolonialherrschaft dulden, profitierten jedoch zugleich auch von Bildung und Lohneinkommen und waren nach der Unabhängigkeit bereits stark im politischen System integriert. Zudem meint Samwel: «Die Briten haben die Feindlichkeit zwischen den verschiedenen ethnischen Stämmen bewusst geschürt, denn für sie war es einfach, die Macht zu behalten, wenn die Stämme sich gegenseitig bekämpften.»

Im November 2017 begann Uhuru Kenyatta nach langem Hin und Her schliesslich seine zweite Amtszeit. Entspannung in die hochangespannte Lage brachten aber erst der offizielle versöhnende Handschlag der beiden Kontrahenten im Frühjahr 2018 und das Versprechen im Rahmen des „Unity Deal“, gemeinsam an der Festigung des nationalen Zusammenhalts zu arbeiten. In den nächsten Präsidentschaftswahlen 2022, dürfte Kenyatta gemäss Verfassung nicht erneut kandidieren. «Freiwillig wird er nicht abtreten», sagt Samwel, «Er wird versuchen, die Verfassung zu ändern, sodass er an der Macht bleiben kann – und er kann das schaffen, denn er hat Geld.» Obwohl die ethnischen Spaltungen in Kenia immer wieder zu aggressiven Demonstrationen geführt haben, ist Kenia politisch seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1963 relativ stabil. Hunderttausende von Flüchtlingen sind darum aus den Nachbarländern vor gewalttätigen Konflikten nach Kenia geflohen. Kenia beherbergt eine der grössten Flüchtlingspopulationen in ganz Afrika. Sie kommen aus dem Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien und vor allem aus Somalia. Seit April 2017 beherbergt Kenia mehr als 300’000 somalische Flüchtlinge.

Die Terrormiliz Al-Shabaab, die im benachbarten Somalia für grosse Unruhen sorgt, attackiert auch Kenia mit terroristischen Anschlägen. Dem Anschlag am 1. April 2015 auf die Hochschule von Garissa fielen 148 Menschen zum Opfer. Es war der blutigste von weiteren dutzenden, die folgten. Die Anschläge der militanten islamistischen Miliz auf kenianischem Boden stellen Bestrafungen dafür dar, dass die kenianische Armee Somalia im Kampf gegen die Terrormiliz mit Truppen unterstützt. Als Reaktion auf die Anschläge beschloss die kenianische Regierung auf Empfehlungen von Vizepräsident Ruto, einen 800 Kilometer langen Zaun als Schutz an der kenianisch-somalischen Grenze zu bauen. Da seine Umsetzung jedoch das Budget des Staates bei weitem sprengte, stehen bis heute nur einige Kilometer. Als Abwehr vor Anschlägen hat der Zaun nicht viel geholfen. Das Leben der transnationalen Warenhändler hat er schwieriger gemacht.

Samwel mit drei seiner neun Geschwister.

Nachdem Samwel die Mittelschule abgeschlossen hatte, erhielt er als einer von wenigen ein Stipendium, um in Moskau zu studieren. Als der damals 19-Jährige in Nairobi den Flieger betrat, war für ihn klar: Nach dem Studium komme ich wieder zurück nach Kenia. Moskau war aber nicht wie Samwel es erwartet hatte. Er wollte zurück nach Kenia. Das Leben hat ihn aber in die Schweiz geführt, wo er sich verliebte und bis heute geblieben ist. Lange Zeit hat Samwel seine Familie in Kenia sehr vermisst. Heute fühlt er sich in der Schweiz wie zu Hause. Trotzdem reist er noch immer regelmässig zurück zum Victoriasee. Besonders wichtig ist es ihm, dass junge Menschen eine Arbeit ausüben können. Dafür engagiert er sich aktiv. Er hält Vorträge, um den Kenianern das Bildungssystem der Berufslehren näher zu bringen. Es könnte seiner Meinung nach helfen, die grosse Arbeitslosigkeit unter der jungen Bevölkerung zu senken. Zudem wünscht sich Samwel, dass die Korruption endlich bekämpft werden kann.